Berliner Compagnie: Das Bild vom Feind. Wie Kriege entstehen.
09. Nov 2017 – 19:30 Uhr , Württembergische Landesbühne, Strohstr. 1, Esslingen
Aus dem Ankündigungstext der Berliner Compagnie:Im November 2013 begann in der Ukraine mit der Ablehnung eines Assoziierungsvertrags mit der EU eine Krise, die von einem spontanen Protest ausgehend über den schon blutigen Euromaidan bis zu dem immer noch andauernden Bürgerkrieg eskalierte.
Von deutscher Seite werden die Vorgänge in der Ukraine unterschiedlich beurteilt. Was den einen eine berechtigte Revolution, ist den anderen ein illegitimer Putsch. Dabei erschwert starke Polarisierung eine differenzierte Wahrnehmung des Konflikts und leistet Feindbildern Vorschub. Notwendig ist, die Ursachen des Konflikts genauer wahrzunehmen, Erfahrungen und Leiden auf beiden Seiten ernst zu nehmen und sich von Vorurteilen zu verabschieden. Die Berliner Compagnie möchte dazu einen Beitrag liefern.
Unser Land ist mehrfach in die ukrainischen Geschehnisse involviert, nicht zuletzt durch Überfall und Massenmord Nazi-Deutschlands - eine Vergangenheit, die bis in die Gegenwart der Ukraine hineinwirkt. Die geschichtlichen Erfahrungen der Menschen in der Ukraine - auch mit dem Stalinismus - dürfen wir genauso wenig ausklammern wie heutige geopolitische Absichten von der USA, der EU oder Russlands.
Ernst zu nehmen ist der Wunsch der ukrainischen Bevölkerung auf dem Maidan nach Selbstbestimmung und einem besseren Leben genauso wie die Angst vieler Menschen im Donbass vor ukrainisch-nationalistischen Kräften im heutigen Kiew sowie die russischen Ängste angesichts der NATO-Osterweiterung. Was wir brauchen ist eine neue Entspannungspolitik. Die Gefahr, dass aus einem Krieg in der Ukraine ein Krieg um die Ukraine wird, ist nicht gebannt.
Das Stück spielt in einer Zeitungsredaktion: Milliardär Doppelhaus hat den "Fortschritt" gekauft. Der von ihm eingesetzte Chefredakteur Ditte soll bei den Redakteuren der linken Zeitung einen neuen politischen Kurs durchsetzen. Erste Aufgabe: eine Sonderbeilage über die Krise in der Ukraine. Zu seiner Unterstützung hat Ditte eine ukrainische Maidan-Aktivistin als Volontärin in die Redaktion mitgebracht. Geht seine Rechnung auf? In der Zeitungsredaktion jedenfalls wird manch festgefahrene Meinung in Frage gestellt, das eine oder andere Feindbild aufgelöst. Und Lieder wehen herein - ein ukrainisches, ein jüdisches, ein polnisches, ein russisches Lied...
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Die Berliner Compagnie ist ein Theater, das Anfang der 1980er Jahre aus der Friedensbewegung heraus entstand. Es versteht sich als alternatives politisches Tourneetheater. 2009 erhielt die Berliner Compagnie der Aachener Friedenspreis.